Nelson - Mandela - Schule, Charlottenburg-Wilmersdorf
Pfalzburgerstraße 23 - 10719 Berlin - Telefon: 86395370 - E-Mail: primary@nelson-mandela-school.net
Spielgruppe: WUV Drama 1:
19 Schülerinnen der 5. und 6. Klasse
Leitung: Caroline Belger carobel2006@yahoo.de
Fotos: Bruno Braun
Titel des Stückes:
SOS – Wo bin ich?
Inhalt
Flughafen New York, die Fluggäste des Fluges 07-16 von Freaky Airlines checken ein, um nach Bangkok zu fliegen. Im Flugzeug kündigt der Pilot an, dass es einen Zwischenstopp in Berlin, auf dem
neuerrichteten Flughafen BER, geben soll. Kurz vor Berlin muss der Pilot das leider zurücknehmen, weil der Flughafen noch nicht eröffnet wurde. Es bleibt nicht nur bei der Enttäuschung der
Fluggäste darüber, sondern kurz vor Thailand wird vom Piloten angekündigt, dass der Treibstoff nicht reicht (weil man nicht zwischenlanden konnte). Das Flugzeug müsse nun notlanden. Dies
geschieht dann auch, allerdings ohne den Piloten, denn der springt mit einem Fallschirm ab.
Die Fluggäste finden sich kurz darauf nach einer etwas unsanften Landung alle unbeschadet auf einer scheinbar unbewohnten Insel kurz vor Thailand wieder. Erst einmal geht jeder auf eigene Faust
los, um die Insel zu erkunden. Schon bald merken alle, dass sie Hunger und vor allem Durst haben. Nach einem Streit, in dem es darum geht, was denn nun wichtiger ist, Essen oder Trinken, bilden
sich kleine Gruppen. Die eine Gruppe zieht los, um nach Trinkwasser zu suchen, die andere Gruppe versucht Kokussnüsse zu ernten. Beides ist nicht so leicht und erfordert Ideen. Die Fluggäste
erleben auf dem Weg durch den Dschungel die verschiedensten Abenteuer. Sie treffen auf Affen, Papageien, Haifische und werden währenddessen von drei Einheimischen beobachtet. Die Einheimischen,
die selbst noch sehr jung sind, laden die beiden Kinder, die sich unter den Fluggästen befinden, zum Essen ein. Es gibt Fisch in Kokuss-Mango Sauce, zum Nachtisch Beeren. Nach dem Essen sind die
Kinder müde und legen sich an den Strand, um zu schlafen. Sie träumen von übergroßen, leuchtenden Gestalten. Am nächsten Morgen werden sie von dem Geschrei einer Mitreisenden geweckt, die gerade
von den Einheimischen beklaut wird. Die Einheimischen sind scharf auf alles was glitzert. Durch das Geschrei werden auch die anderen angelockt und die Kinder erzählen, dass sie bei den
Einheimischen lecker zu Essen bekommen haben. Alle haben inzwischen riesigen Hunger, weil das mit der Kokussernte bisher nicht geklappt hat. Zum Glück konnten sie sich alle an einem Wasserfall
erfrischen. Plötzlich fängt es wie aus Eimern an zu gießen. Die Einheimischen zeigen den Fluggästen, wie man sich aus Bambusstäben schnell ein Häuschen bauen kann. Um sich die Zeit zu vertreiben,
singen alle gemeinsam ein Lied. Es ist das Lied der Einheimischen. Als es aufhört zu regnen, können sie sich - endlich -zusammen an ein Lagerfeuer setzen und das wohlschmeckende, von den
Einheimischen zubereitete Essen genießen. Während des Essens springen die Einheimischen wie von der Tarantel gestochen einer nach dem anderen auf und werden fuchsteufelswild. Was ist passiert?
Sie haben die Fluggäste dabei ertappt, wie sie Müll herum schmeißen. Und sie hatten sich die letzten Tage schon darüber gewundert, wie es auf ihrer Insel aussieht. Jetzt war alles klar! Die
Fluggäste waren das! Die Fluggäste, erschrocken über die erst so netten und nun plötzlich so wütenden Einheimischen, sehen ihren Fehler bald darauf ein und räumen die Insel wieder auf. Alle sind
wieder glücklich und tanzen einen wilden Einheimischen-Tanz. Anschließend, sie sitzen wieder zusammen am Lagerfeuer, wird deutlich, dass es den Fluggästen zwar ganz gut gefällt auf der Insel, sie
aber trotzdem dort weg wollen. Ursprünglich hatte jeder von ihnen aus den verschiedensten Gründen vor, an einen anderen Ort zu kommen. Und da wollen sie jetzt auch endlich hin. Die Einheimischen
verraten, dass es einen unterirdischen Gang gibt, der zur Nachbarinsel führt. Nur ist dieser von einem dicken, schweren Felsbrocken versperrt. Sie haben es bisher aber nicht geschafft, ihn von
der Stelle zu bewegen. Jetzt sind sie aber neunzehn! Ein langes Seil wird an den Riesenstein gebunden und alle zusammen schaffen es, den Felsbrocken von der Stelle zu bewegen.
Eine Nachrichtensendung 5 Jahre später:
Es wird von der Notlandung eines Flugzeuges der Fluggesellschaft „Freaky Airline“ auf einer Insel vor Thailand vor genau fünf Jahren berichtet. Fotos werden gezeigt und es wird erzählt, was aus
den einzelnen Personen inzwischen geworden ist. Der letzte Satz:
„Der Flughafen BER ist leider noch immer nicht eröffnet. Das Einzige, was dort funktioniert ,sind lediglich zwei Kaffeemaschinen.
Entwicklung:
Dieses
Stück wurde im Rahmen des Wahlunterrichtsfachs „Darstellendes Spiel“ im Schuljahr 2012/2013 an der Nelson – Mandela – Schule entwickelt. Wie auch schon in den vielen Jahren davor, traf ich
neugierig und aufgeregt auf eine völlig neue Gruppe. Neunzehn Mädchen aus fünf verschiedenen fünften und sechsten Klassen saßen Mitte August 2012 in einem Kreis erwartungsvoll vor mir. Es war für
mich, wie jedes Mal, spannend, eine neue Gruppe kennen zu lernen. Einige der Mädchen waren anfangs noch sehr zurückhaltend. Jeden Dienstag und Donnerstag trafen wir uns für jeweils 80 min. im
großen, leeren Bewegungsraum der Schule. Ich mag das Ritual, sich im Kreis zu treffen, sehr gern, weil ich auf diese Art schnell überprüfen kann, ob alle anwesend sind und in welcher Verfassung
sich die Kinder befinden. Ich erläuterte den Mädchen meist kurz, was ich für die nächsten achtzig Minuten geplant hatte und entschied dann spontan, mit welcher Übung, bzw. welchem Spiel es
losgehen soll. In den ersten Wochen war es mir wichtig, dass die Kinder ihre Scheu und ihre Berührungsängste ablegen. Ich wollte, dass sie viel Spaß miteinander haben, um sich so auf natürliche
und spielerische Art näher zu kommen. Die vielen Übungen und Spiele notierten sich die Mädchen, um sich später daran erinnern zu können. Besonders mochten die Mädchen die Improvisationsübungen,
und ich fand das gut , denn diese trainieren Spontaneität und Teamfähigkeit und dienen zur Entwicklung der Kreativität. Außerdem sind sie eine gute Methode zur Erarbeitung eines Stückes und zur
Themenfindung. Ich teilte den Mädchen am Anfang des Schuljahres mit, dass ich vorhabe, mit ihnen ein eigenes Stück zu entwickeln. Die meisten hatten im Schuljahr zuvor das Stück „Die
Entscheidung“ gesehen, in dem es um Aufregungen in einem Mädcheninternat geht. Das hat ihnen sehr gut gefallen und sie wollten sehr gern ein eigenesStück entwickeln. Im Oktober bat ich die
Mädchen um Vorschläge für Ort oder Themen. Unabhängig voneinander schrieben mehrere Mädchen: Flugzeugabsturz! Aber es gab natürlich auch andere Vorschläge wie Museum, Mittelalter, Schule usw .
Keine sollte mit ihren Wünschen zu kurz kommen. Anfangs wollte ich mich nur ungern auf das Thema Flugzeugabsturz einlassen. Deshalb einigten wir uns zuerst auf eine Geschichte im Museum. Alte
Gemälde, die lebendig werden, eine Schulklasse zu Besuch im Museum, nachts wird jemand dort eingeschlossen, das waren Ideen zu diesem Thema. Aber irgendwann merkte ich, dass die Mädchen nicht
wirklich Lust darauf hatten. Sie kamen dann auch ziemlich bald zu mir und gestanden mir, dass sie lieber das mit dem Flugzeug und der Insel machen wollen. Ich dachte erst: Insel? Was kann man da
machen? Aber es hat nicht lange gedauert und ich ließ mich mitreißen. Wir nutzten Bücher aus der Bibliothek, zum Beispiel den Klassensatz “Die Insel der 1000 Gefahren“ ,um uns mit den
Gegebenheiten einer tropischen Insel vertraut zu machen. Absolut empfehlenswert, diesesBuch!
Wir malten unsere Insel auf ein großes Blatt Papier und gaben ihr einen Namen: Shimao. Wie auch in den Jahren zuvor wollte ich unbedingt mit der Gruppe eine Theaterreise unternehmen. Die Mädchen
waren begeistert von dieser Idee. Nachdem auch die Kollegen und die Eltern einverstanden waren, buchte ich für uns ein Haus in Bollmannsruh.
Ende Februar fuhren wir für vier Tage dort hin. Das war eine tolle Erfahrung für die Gruppe. Wirklich prima war auch, dass wir dort die Studiobühne rund um die Uhr nutzen konnten, weil wir zu
dieser Zeit die einzige Gruppe auf dem Gelände waren. Ich hatte vier Tage lang Zeit mit den Mädchen (es kamen alle mit!) Figuren und Szenen zu entwickeln und zu proben. Durch Partnerinterviews
(ich gab den Kindern vorher Fragebögen) entwickelten wir Figuren und die Schauspielerinnen gaben ihnen Namen. Wir spielten unsere Kennenlernspiele aus der Anfangsphase, um die Figuren gegenseitig
kennen zu lernen. Abends schauten wir gemeinsam Filme wie „Robinson Crusoe“ oder „Cast Away“. Ich hatte mir die Filme vorher in der Bibliothek ausgeliehen und auch schon angesehen. Die Kinder
sollten auf Besonderheiten achten, wie z. B.: Was gibt es auf einer Insel, was gibt es nicht und wie könnte man dort überleben? Ich konnte in Bollmannsruh mit einzelnen Mädchen proben, die
anderen erledigten in der Zeit Aufgaben in Deutsch, Mathe, Englisch und mehr oder vergnügten sich draußen in der frischen Winterluft. Jeden Tag machten wir eine Übung im Gelände. Das Gelände dort
war unsere „Insel“.
Wieder in der Schule merkte ich, wie gut die gemeinsam verbrachten Tage in Bollmannsruh für die Gruppe waren. Es hatten sich neue Freundschaften gebildet und alle gingen sozialer miteinander um.
Ein großes Dankeschön an Agnes Krausz Nagy, die uns dorthin begleitet hat! Die Schwarzlichtszene – die Nachtszene oder der Traum der schlafenden Kinder- probten wir während einer Übernachtung in
der Schule. Danke an Heike Pfitzner, die mich dabei unterstützt hat!
Kostüme:
Die Flugreisenden benötigten nur ein
Kostüm, dass jeweils zur Figur z.B. Reiseleiterin, Friseur, Journalistin, Modedesignerin, Sportlerin gepasst hat. Die Einheimischen hatten auch jeweils nur ein Kostüm. Die Kostüme brachte jedes
Mädchen selbst von zuhause mit. Die weißen und neonfarbenen Handschuhe, Socken und Schals fanden wir in unserem kleinen Fundus. Die riesengroßen Augen der Monster bastelten wir aus
Papier.
Requisiten:
Zwei
der wenigen Requisiten, die gebastelt werden mussten, waren die Palme und der große Felsen. Beide wurden aus Pappe und Papier von den Kindern selbst, unter Anleitung meiner beiden Kolleginnen
Heike Pfitzner und Heike Aziz, hergestellt. Ansonsten gab es noch die Bambusstöcke, die sich im Fundus der Schule befinden. Affe und Papagei wurden von den Kindern mitgebracht. Für die ersten
beiden Szenen hatten die Kinder Rollkoffer dabei, was ganz praktisch war, weil wir auf dem Weg zum Theater unsere Kostüme darin verstauen konnten.
Musik und Geräusche
Die Suche nach passenden
Musiken und Geräuschen nahm sehr viel meiner Zeit in Anspruch, obwohl ich inzwischen über eine stattliche Sammlung verfüge. Ich habe viel im Internet recherchieren müssen. Die Ansage im Flughafen
hat meine amerikanische Kollegin Kelly gesprochen, die Stimme des Piloten war die von Christoph Thiel. Das haben sich die Kinder so gewünscht. Den Text haben sie selbst verfasst. Und Christoph
hat viele Stunden damit verbracht ,die Musik mit den Geräuschen richtig zu vermischen. Vielen lieben Dank dafür! Auch für das elektronische Bühnenbild ist Christoph verantwortlich. Die Fotos und
Filme hat er in die richtige Reihenfolge gebracht und auf die passende Länge geschnitten.
Publikum
Die Zuschauer, das waren neun Klassen
unserer Schule, Kollegen, Eltern, Geschwister andere Verwandte und Klassen aus anderen Schulen. Der große Saal im Gemeinschaftshaus war voll! Es hat den Kindern riesigen Spaß gemacht dort zu
spielen. Ich finde es ist eine sehr schöne Tradition unserer Schule, dass inzwischen fast alle fünften und sechsten Klassen zum Neuköllner Theatertreffen gehen, um das Stück der WUV-Gruppe zu
sehen. Die Mädchen ernteten viel Beifall von ihrem Publikum, auch noch lange nach der Vorstellung gab es das eine oder andere Kompliment.
Kontakt:
Caroline Belger
Nelson-Mandela-Schule
Pfalzburgerstraße 23
10719 Berlin
0179 540 94 93