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Spielgruppe: Knirpsengruppe
(4. Klasse)
Spielleitung: Sabine Hubrich
/Ulrike Wörner
Text und Musikauswahl: Sabine Hubrich
Fotos: Simon
Titel des Stückes
Das Katzenhaus
Inhalt
Samuil Marschak schrieb dieses Märchen in Versform, die schönen Bilder schuf Erich Gürtzig.
Die reiche Katze Koschka lebt mit ihrem Diener Wassja in einem schönen Schloss. Alles darin ist wertvoll und sehr edel. Koschka gibt sich arrogant, geizig und hochmütig. Eines Tages klopfen zwei
arme Waisenkatzen an das Tor. Sie bitten um Essen und Einlass, denn draußen ist es bitterkalt. Doch Fürstin Koschka lässt die Waisen durch Wassja verjagen.
Eines Tages lädt die Fürstin zu einem großen Fest. Sie empfängt mit zuckersüßer Stimme ihre Gäste. Begrüßt wird der zanksüchtige Bock mit seiner Frau, der eitle Gockel samt Frau und das poltrige
Schwein. Benehmen haben die Gäste alle nicht, man nagt das Stuhlbein an, frisst die Blumen aus der Vase und setzt sich auf den Tisch, anstatt auf einen Stuhl. Es wird gesungen und getanzt,
reichlich gegessen und getrunken. Wieder klopft es am Tor und die armen Waisen bitten um Hilfe, vergebens. Zu später Stunde verabschiedet man sich. Plötzlich fällt brennendes Holz aus dem Kamin
und das Schloss brennt lichterloh. Koschka und Wassja sind nun obdachlos. Zerlumpt und ohne Hab und Gut machen sie sich auf den Weg zu ihren angeblichen Freunden. Doch weder Familie Bock, noch
der Hahn samt Henne und auch Frau Schwein nehmen Koschka und Wassja auf. Schließlich finden sie im Regen die windschiefe Hütte der kleinen, armen Waisenkatzen und werden eingelassen. Es gibt
keinen Ofen und nur ein kleines, hartes Stück Brot. Koschka und Wassja entschuldigen sich für ihr herzloses Verhalten. Alle rücken zusammen und teilen das letzte Essen.
Früher herzlos, faul und putzsüchtig,
steht sie heut fürsorglich, tüchtig
ihrem kleinen Haushalt vor.
Selten schwatzt sie vor dem Tor,
putzt die Jungen, putzt die Teller,
geht auf Mäusejagd im Keller.
Auch ihr einziger Knecht, der Kater,
zeigt sich wie ein guter Vater.
Hat sein Tagwerk er vollbracht,
geht er jagen noch zur Nacht.
Abends singt er zarte, leise
Lieder im Familienkreise.
Projekt
18 Kinder
der Knirpsentheater-AG (Kinder aus den 4. Klassen) mussten nicht lange von uns überzeugt werden, Hochmut und Fall der Fürstin Koschka auf die Bühne zu bringen. Es gibt Lebensweisheiten, die
bleiben immer aktuell und sind so voller Wahrheiten. Wir einigten uns, nicht die Versform zu verwenden, sondern eigene Texte zu entwerfen. Der Vorschlag, zwei reiche Schwestern spielen zu lassen,
wurde sofort begeistert aufgenommen.
Durch die Spielleiter entstand ein grober Plot, ein Gerüst, um erste Strukturen im Ablauf zu schaffen. Welche Inhalte waren wichtig? Vorschläge und Ideen für die theatrale Umsetzung der Inhalte
wurden festgehalten. Wo könnte der Höhepunkt/Wendepunkt liegen? Man musste an Spannung und Überraschung denken! Auch das Ende einer Geschichte sollte gut überlegt werden. In der folgenden
konkreten Auseinandersetzung gab es von Kindern und Spielleitern immer wieder neue Ideen und Änderungsvorschläge.
Folgende Besetzungen wurden festgelegt:
2 Gräfinnen
Erzähler Onkel Micha
Hausdiener Wassja
Lord Bockowitsch / Madame Zieglinskaja
Baron von Hahn / Baronin von Gluck
Comtesse Schweinitzki
Diese Rollen wurden doppelt besetzt.
Die jeweils anderen Kinder spielten die Katzenwaisen, waren beteiligt an der Putzszene, Feuerszene, der Ahnengalerie und der Traumszene Arroganza.
Das Stück begann mit einem Katzengeräuscheteppich. Nicht so einfach, als Gruppe spannungsvoll zu miauen. Man muss auf die anderen achten und sich gegebenenfalls zurücknehmen. Es gab keine
Nummerierung, der Geräuscheteppich entstand immer wieder in anderer Form.
Sehr intensiv waren auch die Proben zum Katzenerwachen. Wie bewegt sich eigentlich eine Katze, ohne auf allen Vieren zu laufen? Katzen können sich rollen, kratzen, schmusen, lecken oder auch
strecken.
Erzähler Onkel Micha verband alle Szenen durch kleine Textpassagen.
Nun betraten die zwei Gräfinnen die Bühne. Es entstanden wirklich witzige Streitdialoge, die Mädels Celina, Lea und Monjana spielten die Gräfinnen oberzickig, aufbrausend, aber auch schleimig
nett. Sie hatten sichtlich Freude daran, es auf die Höhe zu treiben.
Die Putzszene bereitete den Katzen viel Vergnügen. Nach unterschiedlicher Musik wurde das imaginäre Schloss mit Lappen, Staubwedel und Klobürsten rhythmisch „geputzt“.
Das große Fest war eine der schwersten Szenen. Zur Begrüßung der Gäste brachten die Kinder viele tolle Ideen mit ein. Viel Wert legten wir auf unterschiedliche Gangarten der Gäste. Wie läuft der
eitle Gockel, wie seine Frau? Wie bewegen sich der zanksüchtige Bock und seine Frau? Die Gangart vom Schwein war ganz schnell gefunden, groß, laut und poltrig. Für den weiteren Ablauf durften
sich die Kinder lustige Tierwitze heraussuchen über Hühner, Böcke oder Schweine. So sollte sich nun jede Tierart über die andere lustig machen. Die meisten Witze gibt es übrigens über das Schwein
und so verabredeten wir, es so zu reizen, dass es explodiert. Lange wurde an dieser Passage herumexperimentiert. Der eitle Gockel amüsierte sich über den Witz von Herrn Bock und vergaß so seinen
eigenen Einsatz. Es fehlte einfach an Tempo. Einige Witze wurden wieder herausgenommen, sehr zum Leidwesen unserer Kinder. Es war einfach notwendig! Nur durch Tempo sprang die Kuriosität der
Szene auf den Zuschauer über.
Spaß bereitete auch die Ahnengalerie. Die Gräfinnen „führten“ durchs Schloss und stellten ihre adligen Vorfahren vor. Hinter einem Rahmen standen Grimassen schneidende Katzen und wurden als große
Sänger, Tänzer und Witzeerzähler vorgestellt. Natürlich hatten unsere beiden Gräfinnen all diese Talente vermeintlich geerbt und gaben sie nun zum Besten. Wir waren immer wieder beeindruckt, mit
welchem Selbstbewusstsein sich die Gräfinnen in vorderster Front produzierten.
Gern denken wir auch an die Buffetszene. Schnelle Musik ertönte und die Gäste liefen im Rhythmus der Musik und in ihrer Gangart von einer Seite zur anderen. Sie hatten ständig etwas Neues zum
Essen in der Hand. Sie schlangen und futterten um die Wette.
Der Höhepunkt des Stückes war natürlich das Feuer. Wir hatten auch über einen Sturm nachgedacht, blieben aber beim Feuer. Nach der Musik aus der Carmina Burana von Carl Orff – O Fortuna - tanzten
kleine Feuerteufel mit Tüchern entsprechend dem Rhythmus zur Musik. Entsprechende Beleuchtung und Blitzlicht verstärkten den unheimlichen Augenblick. Eine tolle Musik, die zum Schluss immer
schneller wird und mit einem Paukenschlag endet. Schwerstarbeit für unsere Kinder!
Nach einer theatralen Pause kamen die Gräfinnen und Wassja zerlumpt und jammernd auf die Bühne.
Herrlich der Dialog: Wie siehst du denn aus? – Du siehst auch nicht besser aus!
Als ob das in dieser Situation wichtig wäre!
Nun betraten in einer Traumszene die „Arroganzien“ mit weißer Maske und kleinen, zackigen Bewegungen zur entsprechenden Musik die Bühne. Grünes Licht und Nebel verstärkten den unheimlichen und
merkwürdigen Augenblick. Sie bezeichneten die Drei als Bettel- und Lumpenpack. Ein Gongschlag läutete die Traumsequenz ein und aus.
Die Gräfinnen waren irritiert: Ich glaube, ich hatte eine Hallunese?! Der Begriff entstand übrigens, weil die richtige Bezeichnung schwer auszusprechen war, wir beließen es dabei.
Doch erholen konnten sich die Gräfinnen von diesem Schreck nicht, denn nun betraten Baron von Hahn samt Frau, Herr Bockowitsch nebst Ehefrau und Comtesse Schweinitzki die Bühne. Sie erkannten
nicht die Gräfinnen, bezeichneten sie ebenfalls als Bettelpack. Als sie sich dann noch über sie lustig machten, schwand auch das letzte Bisschen Hochmut mit der Erkenntnis, dass diese feinen
Leute sowieso nie Freunde waren und dass man von ihnen auch keine Hilfe bekommen würde.
Eine der schönsten Szenen ist die Vergebung der Katzen. Hier kamen wir ohne Sprache aus. Mit der Musik von Ennio Morricone „Falls“ schleichen die Katzenwaisen in großer Runde um die Gräfinnen
samt Diener. Sie beraten sich im Kreis, gehen nochmals herum als Zeichen dafür, dass es nicht so einfach ist, zu verzeihen, wenn einem sehr wehgetan wurde. Die Gräfinnen schauen und bitten mit
Körpersprache um Hilfe. Natürlich helfen die armen Kätzchen und nehmen die Drei auf.
In der letzten Szene arbeiteten wir mit Standbildern. Gezeigt wurden folgende Bilder mit der Musik aus „Unsere kleine Farm“:
Gräfinnen bügeln / Wassja hackt Holz / Katzenwaisen spielen
Gräfinnen mit Staubwedel / Wassja liest den Katzen vor
Gräfinnen mit Klobürste / Wassja putzt den Boden / Katzenwaisen kuscheln
Gräfin 1 legt Decke über Kätzchen / Gräfin 2 streichelt / Wassja liest Zeitung
Zum Schluss hält Wassja den Gräfinnen nochmal den Spiegel vor:
Wo sind meine Hausschuhe?
Wo ist meine Milch?
Ist das Essen bald fertig?
Das letzte entrüstete Fauchen aller Katzen beendet das „Katzenhaus“.
Ein tolles Erlebnis möchten wir noch erzählen. In der dritten Aufführung der Szene vor dem Fest müssen sich die Gräfinnen hinter der Bühne umziehen. Das muss sehr schnell gehen, sonst entsteht
eine zu lange Pause. Aber irgendetwas klemmte wohl, jedenfalls kamen die Gräfinnen mit offenen Kleidern auf die Bühne und überspielten sehr witzig das Malheur. Was haben wir gelacht, was waren
wir aber auch stolz auf unsere Kinder! Improvisation und Spontanität an der richtigen Stelle und zur richtigen Zeit.
Seit zwei Jahren betreuen wir diese Gruppe und werden sie nun abgeben. Etwas traurig sind wir schon, aber die neuen Drittklässler warten.