Lisa – Tetzner-Schule, Neukölln Hasenhegerweg 12 - 12353 Berlin - Telefon: 6045065 - E-Mail: berlin.08g34@t-online.de , 08G34
Spielgruppe: Klasse 2b
Spielleitung: Sabine Hubrich (Text und Musikauswahl) sabine.hubrich@web.de
Titel des Stückes
Die Geschichte vom Löwen, der nicht schreiben konnte
Inhalt:
Der König des Dschungels ist groß, laut und kräftig, aber er kann nicht lesen und schreiben. Eines Tages entdeckt er
eine wunderschöne Löwin. Sie liegt im Gras und liest. Der Löwe ist schwer beeindruckt und beschließt, sie kennenzulernen. Man könnte einen Brief schreiben, aber … der Löwe kann ja gar nicht
schreiben. Nun beauftragt er Bewohner des Dschungels, für ihn einen Brief an seine Herzensdame zu schreiben. So lädt der Affe die Löwin ein, auf Bäume zu klettern und Bananen zu fressen. Jeder
schreibt in seinen Brief das hinein, was er und nicht, was der Löwe gerne tun würde. Der Löwe lässt sich die Briefe vorlesen und brüllt immer lauter:
Nein, nein, nein, das hätte ich doch nie geschrieben!
Er
wird immer wütender und lauter. Die Löwin kommt und fragt, warum er denn nicht selbst geschrieben habe? Da muss er kleinlaut zugeben, dass er gar nicht schreiben kann. Die Löwin ist nicht nur
schön und schlau, sie bietet sofort ihre Hilfe an. Nun liegen sie gemeinsam im Gras und der Löwe lernt das Lesen und Schreiben.
Verlauf des Projektes:
Einfach ein Klassebuch, von Martin Baltscheit geschrieben und Illustriert. Mir gefielen sofort die ansprechenden,
frechen, witzigen Bilder und der minimal gehaltene, sehr aussagekräftige Text. Das Lesen und Schreiben lernen, das wissen wir alle, ist mit viel Mühe und Arbeit verbunden. Gerade deshalb ist die
Geschichte so nah an der Realität der Kinder. Das Buch bietet viel Stoff zur Auseinandersetzung mit sich, den Mitmenschen und der eigenen Umwelt. Im Beltzverlag ist 2008 ein Ergänzungsheft mit
gleichem Titel erschienen, es bietet viele Ideen und Materialien an.
Im September 2012 begann die Klasse 2b die unterhaltsame und so lehrreiche Geschichte als Theaterstück umzusetzen.
Das Buch gefiel den Kindern sofort, schließlich befanden auch sie sich noch im Prozess des Schreiben- und Lesenlernens. Klar war aber auch, dass die Geschichte etwas umgeschrieben werden musste,
denn schließlich wollten alle Kinder eine Rolle. Gemeinsam wurde überlegt, welche Tiere wir übernehmen und durch welche Gangarten sie charakterisiert werden könnten. Dieser Erarbeitungsprozess
war sehr kreativ, bewegungsintensiv und bereitete allen viel Spaß. Wie läuft oder sitzt der König des Dschungels? Sehr beliebt war da die Gangart der schönen und schlauen Löwin. Wie bewegen sich
Elefanten? Auf keinen Fall Hand an Nase und den anderen Arm durchgesteckt. Ich kann nur sagen, dass diese Herausforderung für viele Kinder ein motorisches Problem darstellte. Für die Affen gingen
wir ein wenig in die Beuge und ließen die Arme spannungslos hängen, das war beim Laufen sehr kraftaufwendig. Doch die Kinder konnten sich auch rollen, kratzen, lausen und mal richtige Grimassen
schneiden. Viele Kinder entschieden sich für die schnellen Moskitos (ganz kleine, schnelle, zackige Schritte). Die Idee, noch zwei in den Löwen verliebte Dschungelschnecken für das Postamt
einzusetzen, fand sofort Anklang. In entscheidenden Momenten riefen sie immer wieder:
Ist der nicht süß? - Ja, der
ist so süß!
Nun war es Aufgabe des Spielleiters, den ersten Plot zu schreiben. (Szenenabfolge, Spannungsaufbau,
Höhepunkt/Wendepunkt, Überraschendes, Ende/Auflösung) Meine Musikauswahl war passend auf die Charaktere und Situationen abgestimmt und gefiel den Kindern.
Zu Beginn hört man im Halbdunkel den schlafenden Löwen laut schnarchen. Alle Kinder schleichen heran und singen ein selbst gedichtetes Lied nach der Melodie von „The Lion sleeps tonight“. Der
Löwe erwacht, streckt sich, „wäscht“ sich und macht Frühsport. Schön dieser Gegensatz der schnellen Bewegungen zum Zeitlupentempo der Schnecken. Natürlich „liest“ er die Zeitung, dreht und wendet
sie. Die Baggerschnecken finden das natürlich: Süß! Plötzlich erscheint mit toller Musik die Löwin und nimmt abseits auf einem Podest im Liegestuhl Platz. Der Löwe ist völlig entzückt, beobachtet
sie, bespielt dabei die ganze Bühne.
Wer ist denn das?
Eine Löwin!
Wow!
Was hat die da im Arm?
Ein Buch! Kann die etwa lesen?
Wow!
Die muss ich kennenlernen!
Ich geh einfach hin, sag Hallo, ich bin Leo Löwe!
Ne, das geht gar nicht!
Ich schreib ihr einen Brief! … Mann, Mann, Mann, ich kann nicht schreiben!
Zuerst ruft er die Elefanten, dann die
Affen und zum Schluss die Moskitos. Alle Tiergruppen haben ihre eigene Gangart und Musik. Er fordert seinen Brief, ist aber mit dem Inhalt absolut nicht einverstanden. Im Buch fällt es den
Kindern sehr leicht, die Gefühlslage des Löwen nachzuvollziehen. Zuerst schlägt er die Pranken über dem Kopf zusammen, dann bebt die Zunge und die Haare stehen zu Berge. Schließlich läuft er grün
an. Auch auf der Bühne steigert sich seine Wut, das ist ein wichtiger Bestandteil des Spannungsaufbaus.
Elefanten - zerknüllen und schimpfen
Affen - zerreißen und brüllen
Moskitos - trampeln drauf rum, brüllen wütend und stampfen
Die Baggerschnecken finden das natürlich: Süß!
Doch plötzlich , … Ruhe! Der Löwe setzt sich in den Schneidersitz, guckt ins Publikum und schluckt. Schließlich heult er herzzerreißend los.
Dabei erzählt er den Zuschauern, was er schreiben würde. Die Baggerschnecken quittieren jeden Wunsch mit einem: Pph!
Löwin kommt: Warum hast du mir nicht geschrieben?
Löwe beichtet
stotternd: Ja weil, weil, weil ich nicht schreiben kann!
Löwin verwundert: Was? Echt? … Dann musst du es lernen! Das ist
nicht schwer!
Untermalt mit der Titelmusik aus „Out of Africa“ sitzen nun beide auf dem Dschungelthron, von einem
Verfolger in den Fokus gerückt. Die Löwin zeigt dem Löwen Buchstaben in Gebärdensprache. Die Musik macht unmissverständlich klar, der Löwe lernt nicht nur das Lesen, er hat auch seine liebste
Herzdame gefunden. Alle Tiere zeigen ein Handherz.
Nach ihrem Auftritt verblieben die Tiere auf der Bühne. Für unsere Kleinen ist es ganz schwierig, hinter dem Vorhang leise abzuwarten. Es wurde auf der Bühne einfach zu eng. Des Weiteren wurden
die Kinder immer mehr privat und fielen aus der Rolle. Besser wäre es gewesen, unbedingt den Spielraum zu erweitern.
Gespielt wurde in schwarzer Theaterkleidung mit minimaler Kostümierung. Alles passte in eine Kiste und war somit schnell verfügbar und gebrauchsfertig. Grüne Stofftücher über Holzkisten und schon
stand der Dschungelthron. Der Text war minimal. Es wurden, wie im Buch, zahlreiche Wiederholungen verwendet.
Das Stück wurde im Juni im Rahmen einer Schulwerkstatt aufgeführt und ich war schon erstaunt, wie viel Sympathie die kleinen Zuschauer dem anfangs prolligen, lauten und unhöflichen Löwen entgegen
brachten. Ich glaube, sie identifizierten sich mit ihm, denn das Lernen macht nun wirklich nicht immer Spaß.